Der Virologe der Vetmeduni Vienna, Norbert Nowotny, gibt Antworten auf die häufigsten Fragen zum Umgang mit dem eigenen Haustier, zur Übertragung des Virus zwischen Mensch und Tier und zur Verbreitung des neuartigen Virus.
- Kann sich mein Haustier mit dem Coronavirus (SARS-CoV-2) bei betroffenen Menschen anstecken? Oder umgekehrt – Kann mein Haustier mich anstecken?
Nein, es besteht nach derzeitigem Stand des Wissens kein Grund zur Sorge. Eine gründliche und regelmäßige Handhygiene ist aber auf jeden Fall ratsam. Erkrankten Personen wird zur Sicherheit außerdem nahegelegt, den Kontakt zu ihren Haustieren gering zu halten und (zum Beispiel bei Hunden) diese häufiger mit Shampoo zu waschen. - Können Haustiere das Coronavirus SARS-CoV-2 indirekt über Halsband, Leine oder Spielzeug an einen anderen Menschen übertragen? (Bsp.: Infizierte Person, mit deren Hund jemand während der Quarantäne Gassi geht):
Dies ist nicht zu erwarten. Eine Person, die mit einem Hund spazieren geht, deren Frauerl/Herrl wegen einer Covid-19-Infektion in Quarantäne ist, sollte jedoch bei der Übergabe des Hundes mindestens zwei Meter Abstand zu der infizierten Person halten und die Übergabe so kurz als möglich halten. Außerdem sollte man Einweghandschuhe tragen, nicht das Gesicht berühren und sich nach dem Ausgang gründlich die Hände mit Wasser und Seife waschen. - Wie konnte es sein, dass ein Hund in Hongkong trotzdem positiv getestet wurde?
Der Hund lebte in einem Haushalt mit einer infizierten Person. Ziemlich sicher nahm das Tier die Viren durch Schnüffeln an kontaminierten Oberflächen mit der Schnauze auf, weshalb das Virus an dem Hund erkannt wurde. Es konnte aber keine Infektion nachgewiesen werden. - Wenn Tiere das Virus von Oberflächen aufnehmen können, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Virus vom Spaziergang mit nach Hause bringen?
Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering. Nach Spaziergängen können zur Sicherheit die Pfoten mit einer milden Seifenlösung gewaschen werden, allerdings darf bei Tieren keinesfalls Desinfektionsmittel verwendet werden. Hunde sollten häufiger als sonst gebadet werden. Wichtig: Greifen Sie bei Ihren Tieren keinesfalls zu Desinfektionsmittel! - Wie verhält es sich mit landwirtschaftlichen Nutztieren?
Auch hier gibt es bisher keinerlei Anhaltspunkte, die darauf deuten, dass das Virus vom Mensch auf Geflügel, Schwein oder Rind oder umgekehrt übertragen werden kann. - „Coronavirus“ ist für viele TierhalterInnen kein neuer Begriff – warum?
Das neuartige Coronavirus, auch bekannt als SARS-COV-2 (die dadurch ausgelöste Krankheit wird Covid-19 genannt), ist nicht zu verwechseln mit schon lange bekannten Coronaviren, die Säugetiere, Vögel und Fische befallen können. Das wohl bekannteste unter ihnen ist das feline Coronavirus, das in seltenen Fällen zur felinen infektiösen Peritonitis (FIP) führen kann. Diese Viren haben nichts mit dem pandemischen SARS-CoV-2 zu tun, müssen jedoch bei Tieren sehr wohl ernst genommen und behandelt werden. Sie stellen aber keine Gefahr für den Menschen dar. - Welche Rolle spielen Zoonosen im Zusammenhang mit der Ausbreitung des neuen Coronavirus SARS-CoV-2?
Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die von Wirbeltieren auf Menschen – und umgekehrt – übertragen werden können. Man geht davon aus, dass SARS-CoV-2 bei einem Lebendtiermarkt in China das erste Mal vom Tier (vermutlich Pangolin-Schuppentier) auf den Menschen übertragen wurde. - Kann ich mir sicher sein, dass das Virus vom Menschen nicht wieder auf Tiere übergeht oder von anderen (Wild-)Tieren auf mich übertragen wird?
In der Welt der Biologie gibt es kein 100%. Derzeit gibt es keine Hinweise darauf. Außerdem ist SARS-CoV-2 dermaßen „erfolgreich“ (vom „Standpunkt des Virus“ aus betrachtet) im Infizieren der menschlichen Population, dass es keinen Grund hat, wieder auf andere Tierarten überzuspringen.
Weitere Infos:
ORF III (Treffpunkt Medizin): „Dem Coronavirus auf der Spur“ (verfügbar bis 26.3.2020)
ORF 2 (konkret): „Hundehaltung in der Corona-Krise“ (verfügbar bis 26.3.2020)
Terra Mater: „Origins of the New Coronavirus | How to Stop Pandemics”
Foto: Michael Bernkopf / Vetmeduni Vienna